Elisabeth Hugentobler (1937 - 2023) - Eine bemerkenswerte Keramik-Künstlerin.

 

Elisabeth Hugentobler (1937 - 2023) wurde in St. Gallen geboren und lebte später im Tessin, in Ronco sopra Ascona.

Dort hatte sie ihr eigenes Atelier, zunächst in Ascona und später in Intragna. Ab 1968 begann sie, neben ihrer Tätigkeit als Keramikerin, auch die Höhlen mit prähistorischer Felskunst zu besuchen, insbesondere in Frankreich und Spanien. Ab 1987 arbeitete sie gemeinsam mit Ernesto Oeschger an "Frottage"-Übertragungen von Felszeichnungen in Gebieten wie Val Camonica, Montebego, Carschenna sowie von Stelen und Menhiren. Diese Arbeiten wurden in einer Wanderausstellung präsentiert und durch verschiedene Veröffentlichungen dokumentiert.

Von 1969 bis 2013 stellte sie regelmässig ihre Arbeiten aus, sowohl in Einzelausstellungen, die ihre künstlerische Entwicklung im Bereich der Keramik widerspiegelten, als auch in Gruppenausstellungen in der Schweiz und im Ausland. Ausserdem war sie an der Schweizer Keramik-Biennale vertreten. Für ihre bedeutenden Forschungen wurde sie in den Jahren 1971, 1976 und 1988 mit Auszeichnungen geehrt.

Elisabeth Hugentobler hinterliess der Gemeinde Ronco sopra Ascona nicht nur einige ihrer Werke, sondern auch ein umfangreiches Bildarchiv, das heute im ehemaligen Schulgebäude an der Via delle Scuole 4 katalogisiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.

 

Die wichtigsten Stationen der Künstlerin im Überblick:

 

1954 - 1956: Ausbildung zur Keramikmalerin in St. Gallen und in den Niederlanden
1957 - 1960: Arbeit in diversen Ateliers in der Schweiz und Drechslerlehre
1961 - 1962: Studienaufenthalt zum Thema Emaille im Atelier Ellwanger in Deutschland
Ab 1962: Eröffnung ihres eigenen Ateliers in Ascona
Ab 1970: Mehrere Fortbildungs- und Forschungspraktika zum Thema Emaille bei Philippe und Elisabeth Lambercy in Genf
1963 - 1978: Leiterin von Sommerkursen auf Schloss Ratilly in Burgund (Frankreich)
1978 - 1979: Fortbildungspraktikum an der Schule für Gestaltung in Bern
1979 - 1985: Lehrerin für Keramiktechnologie an der Ecole des Arts Décoratifs in Genf.

Umzug des Ateliers von Ascona nach Intragna.

 

Portrait-Aufnahme Elisabeth Hugentobler, Foto: Zeitschrift "La Piazza dala Castégna", 2023

Aufnahme von Elisabeth Hugentobler, Foto: Zeitschrift "La Piazza dala Castégna", 2023

Auf der Webseite vom Tourismusbüro von Ronco sopra Ascona - der Wahlheimat verschiedener berühmter Persönlichkeiten aus der Welt der Kunst und Kultur - findet man weiterführende Informationen und Fotografien zu der Künstlerin:

Comune di Ronco sopra Ascona

 

Arbeiten von Elisabeth Hugentobler befinden sich unter anderem in folgenden Sammlungen:

Musée Ariana

Museum Boijmans Van Beuningen

Museum der Zürcher Hochschule der Künste

 

Folgend ein persönlicher Bericht der Künstlerin, welcher Aufschluss in die Sicht- und Arbeitsweise der Keramikerin gibt (von Italienisch auf Deutsch übersetzt):

 

Meine Arbeit als Keramikerin
 Persönlicher Bericht von Elisabeth Hugentobler

 

Als ich 1954 meine Ausbildung zur Keramikmalerin begann, hatte ich keine Ahnung von den vielen technischen und künstlerischen Möglichkeiten, die die Keramik bietet.

Während der Ausbildung und den anschliessenden Aufenthalten in verschiedenen Ateliers  (Erlernen des Töpfens) erwachte meine Liebe zu diesem Material, meine Hände und  mein Auge wurden geschult, und es entstand eine gewisse Neugier.

Aber erst 1961, während eines Studienaufenthalts im Atelier Ellwanger in Deutschland, reifte allmählich das Bewusstsein für die Bandbreite  des Berufs. Das neue Wissen  und die Neugierde weckten in mir den Wunsch, selbstständig zu arbeiten.

 

1962 eröffnete ich meine Werkstatt im Tessin. Neben der Herstellung von glasierten Klinkerobjekten, die bei 1020 °C gebrannt werden, unternahm ich 1966 erste Versuche mit Steingut. Mit Freude stellte ich fest, dass ich durch das Brennen bei einer höheren Temperatur (1300 °C) meinem lang gehegten Wunsch viel näher kommen konnte: einfache, klare Formen, überzogen von einer dicken Schicht differenzierter Glasur.
Seit 1970 haben mir wiederholte Studienaufenthalte Seit 1970 haben mir wiederholte Studienaufenthalte bei Philippe und Elisabeth Lambercy in Genf auf diesem Weg geholfen und meine technologischen Fähigkeiten auf wertvolle Weise ergänzt und meinen Blick erweitert.

 

Wenn ich Formen schaffe, inspirieren mich Situationen aus der Natur und Kultur nur selten direkt.

Aber alles, was ich in der Natur und Kultur beobachte, lagert sich in meinem Inneren in aufeinanderfolgenden Schichten ab und bildet so einen  "Boden", der reich an Erfahrungen ist. Und auf diesem "fruchtbaren Boden" kann Intuition entstehen, die beispielsweise eine bestimmte Art von Form vor meinem geistigen Auge erscheinen lässt. Ausgehend von dieser "Vision" erfolgt die Arbeit an ihrer Verwirklichung schrittweise und analytisch, bis ein überzeugendes Ergebnis erreicht ist.

Bei der Ausarbeitung der intuitiv erkannten Form auf der Drehscheibe arbeiten Hände, Auge und Geist symbiotisch zusammen. Das ist Professionalität.

 

Was die Glasuren betrifft, so dienen sie dazu, die Formen zu "überziehen". Je länger ich mit hohen Temperaturen arbeite, desto mehr bin ich von der immensen Vielfalt der Glasuren beeindruckt, die sich mit nur wenigen einfachen Rohstoffen herstellen lassen. Mit wenig viel zu erreichen, ist faszinierend. Auch in diesem Bereich zahlt sich systematisches und geduldiges Arbeiten aus. So werden die spezifischen Eigenschaften jedes verwendeten Materials sichtbar, ebenso wie ihre Wechselwirkung mit den anderen vorhandenen Komponenten. Diese Beobachtungen wecken in mir ein gewisses wissenschaftliches Interesse für das Verhalten der Materialien im Feuer, ein Interesse, das zu meinem Hauptinteresse hinzukommt, nämlich über eine grosse Auswahl an Glasuren in verschiedenen Farben und Texturen zu verfügen, mit denen sich jede  Art von Form "überziehen" lässt. Die ganze Arbeit und Geduld, die in die Suche nach Formen und Glasuren investiert wird, zielt darauf ab, harmonische und ehrliche Objekte entstehen zu lassen.

 

Quelle und weiterführende Informationen:

Auszug aus der Zeitschrift "La Piazza dala Castégna", 2023, Webseite Comune di Ronco sopra Ascona, Stand September 2025

Keramik-Vase von Elisabeth Hugentobler, Foto: Manuel Schmid, 2025

Vase (Höhe 24.5 cm), Foto: Manuel Schmid, 2025

Keramik-Vase von Elisabeth Hugentobler, Foto: Manuel Schmid, 2025

Vase (Höhe 17.5 cm), Foto: Manuel Schmid, 2025

Keramik-Vase von Elisabeth Hugentobler, Foto: Manuel Schmid, 2025

Vase (Höhe 17 cm), Foto: Manuel Schmid, 2025

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